Wird so die Super-App „X“ von Elon Musk funktionieren?

„Twitter sollte so umfassend wie möglich sein und als faires Forum für lebhafte, wenn auch gelegentlich erbitterte Debatten zwischen sehr unterschiedlichen Überzeugungen dienen.“
Elon Musk, 25.10.2022

Hauptziel von der Super-App „X“ ist Meinungsfreiheit

Das erklärte Ziel von Elon Musk ist Meinungsfreiheit, um dies zu erreichen bedarf es aus meiner Sicht folgende Voraussetzungen:

1. Voraussetzung: Klarnamen

So, wie oben das Zitat eindeutig Elon Musk zuzuordnen ist. So kann ich mir ein wahrhaftiges Bild von den Beiträgen von Elon Musk machen, was er wirklich gesagt hat und was nicht. Der verfälschende Effekt einer „Flüsterpost“ kann damit einfach aufgehoben werden. Dazu bedarf es aber auch 2.

2. Voraussetzung: keine Zensur

Während der Coronazeit haben wir einseitig berichtende Medien erlebt. Auf sozialen Medien sind auch Beiträge zensiert worden, die dem Stand der Wissenschaft entsprochen haben, jedoch der gesetzten „Wahrheit“ der lokalen Gesundheitsbehörden bzw. der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Widerspruch standen. Wie konnte es dazu kommen?

Experten wissen immer mehr von einem immer kleiner werdenden Bereich. Wahre Aussagen innerhalb einer Wissenschaft können in einer anderen Wissenschaft falsch sein. Die einfache Frage, ob Milch gesund ist, wird je nach wissenschaftlicher Perspektive anders beantwortet. Das Festhalten an der eigenen Antwort wird aus der eigenen – gerne auch wissenschaftlichen – Perspektive als vernünftig und richtig erlebt. Widersprüche werden nicht als Lernchancen wahrgenommen, sondern übersehen, abgetan oder sogar zensiert. Ein dokumentiertes Beispiel ist Youtube:

Richtlinie zu Fehlinformationen über Impfungen

Wie oft wurde Ihnen ein Video von Youtube vorenthalten?

„Auf YouTube sind keine Inhalte erlaubt, die ein ernsthaftes Risiko einer erheblichen Gefährdung darstellen, indem sie medizinische Fehlinformationen über aktuell verabreichte Impfstoffe verbreiten, die von lokalen Gesundheitsbehörden und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als sicher und wirksam eingestuft werden. “ Youtube, 26.10.2022

Alles was der WHO und der lokalen Gesundheitsbehörde im Widerspruch steht, wird als Fehlinformation eingeordnet und auf YouTube zensiert! Doch erst im interdisziplinären Diskurs, wo jeder ohne Zensur seine Perspektive einbringen kann, kann herausgearbeitet werden, unter welchen Voraussetzungen die eine oder andere Lösung die passendere sein kann. Einen aktueller Wissensstand einer Behörde als Maßstab für Zensur verlangsamt den wissenschaftlichen Diskurs und gefährdet dadurch auch Leben. Siehe Video auf ARTE „Impfen die ganze Geschichte„.

Wer tieferes Verständnis aufbauen möchte, wie komplex und widersprüchlich Wissenschaft bzw. der Wahrheitsbegriff ist, siehe sich folgende Videos mit Zeit an:

Wenn eine andere Meinung nicht in das eigene Weltbild bzw. in die eigne Wissenschaft passt, dann ist es keine Lüge, die zensiert werden muss, sondern eine Möglichkeit zum Lernen. Das entscheidende Problem ist, dass die menschliche Lernfähigkeit begrenzt ist und deshalb ist es absolut normal, dass jeder in seiner eigenen Wirklichkeitsblase lebt. Eine themenorientierte Verdichtung kann dieses Problem entschärfen.

3. Voraussetzung: themenorientierte Verdichtung

Wenn an einem Ort die zensurfreien und damit authentischen Beiträgen mit den Klarnamen von Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Blogger und Bürger zu einem Thema abrufbar sind, kann der Verlauf und der aktuelle Stand von Debatten eingesehen werden. Wenn es nun der Super-App „X“ gelingt themenorientierte Feedback Loops zu etablieren, so ist der Weg frei, dass verschiedene Perspektiven, Meinungen, lokale Wahrheiten sich zu neuen immer hochwertigeren Beiträgen verdichten. Wie dieser Verdichtungsmechanismus funktioniert wird bei dem Wiki9999-Ansatz erklärt: https://daniel-juling.com/zensur-und-fake-news-probleme-gleichzeitig-entscharfen/

5 Antworten auf „Wird so die Super-App „X“ von Elon Musk funktionieren?“

    1. Durch die Verwendung von Klarnamen und durch die Sicherstellung der Identität, des Autors durch den Plattformanbieter kann die Position eingenommen werden, dass Rechtsverstöße im vollen Umfang vom Autor übernommen werden müssen. Papierhersteller haben auch nicht die Aufgabe, Autoren, die auf dessen Papier etwas Unerlaubtes geschrieben haben, zur Rechenschaft zu ziehen. Die Übertragung der Aufgabe der Zensur auf private Techkonzerne kann zu leicht missbraucht werden, indem nicht nur rechtswidrige Beiträge gelöscht werden, sondern auch Beiträge, die politisch, strategisch, finanziell, thematisch unerwünscht sind.

      Des Weitern wird die Situation verhindert, dass einem zensierten Beitrag ein Inhalt zugeschrieben wird, dem der Autor widerspricht. Was Donald Trump in seinen zensierten Beiträgen wirklich geschrieben hat ist nicht nachvollziehbar, da er gelöscht ist. Da steht Aussage gegen Aussage.

      Aus diesen Gründen dürfen rechtswidrige Beiträge vom Plattformbetreiber markiert aber nicht gelöscht werden. Der Plattformbetreiber kann den bekannten Autor zur Löschung des Beitrags auffordern. Löscht der Autor jedoch seinen rechtswidrigen Beitrag nicht, so wird der Fall der Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung übergeben.

      Des Weiteren führt die Aufheben der Anonymität dazu, dass Autoren überlegtere Beiträge veröffentlichen.

      1. Hey! Das hört sich wirklich vernünftig und machbar an!

        Das mit dem themenorientierte Verdichtungsmechanismus habe ich noch nicht verstanden.

        1. Ziel der themenorientierten Verdichtung ist es die Zersplitterung der Medien in Echokammern entgegenzuwirken, denn diese Zersplitterung fördert Hass und gesellschaftliche Spaltung. Dieses Problem hat Elon Musk (27.10.2022) erkannt und in seinem Tweet an die Werbetreibenden thematisiert: „There is currently great danger that social media will splinter into far right wing and far left wing echo chambers that generate more hate and divide our society“: https://twitter.com/elonmusk/status/1585619322239561728

          Diese Verdichtung kann NICHT von einem Gremium übernommen werden, sondern Bedarf einer machtfreien (dezentralen) Lösung, bei der jeder Diskussionsteilnehmer gleichwertig Verdichtungsvorschläge einbringen kann, wie es im folgendem Videoabschnitt erklärt wird: https://youtu.be/t9qxXLM310c?t=2037

  1. Finde ich sehr gut! Die aktuelle Tonalität finde ich nämlich unerträglich. Meine Deutschlehrer haben mir noch beigebracht, wie man journalistische Beträge auch als solche erkennt – aktuell erkenne ich dank der zahlreichen Wiederholungen und „Deutungshilfen“ nicht mehr die „News“. Meinungen sind auch gut, solange diese als solche gekennzeichnet werden. Sie verdienen dann Respekt, denn nur so kann ein produktiver Diskurs geführt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert