Wer sich mit seinem Umfeld verbunden fühlt und so handelt, dass passende Lösungen von selbst entstehen, der hat orthogonale Kompetenz.
Was ist Kompetenz?

Vereinfacht wird Kompetenz durch das Handeln in neuen Situationen gezeigt. Wissen, Fähigkeit, Erfahrung, Befugnis und Motivation alleine reichen nicht aus, sondern können sogar in neuen Situationen kompetentes Handeln verhindern! Warum das so ist und wie Sie kompetenter Handeln können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist orthogonal?

Orthogonal heißt rechtwinklig. Allgemein wenn zwei Faktoren orthogonal zu einander stehen, sind diese Faktoren unabhängig voneinander, können aber eine gemeinsame Wirkung haben. Grafisch kann dies als zwei Vektoren dargestellt werden, die senkrecht aufeinander stehen, die zusammen auch durch einen resultierenden Gesamtvektor dargestellt werden können. Mit der Metapher des „Motorbootfahrens“ werde ich zur Vereinfachung mit der Vorstellung von Vektoren anfangen und dann auf die Sichtweise mit Faktoren übergehen.
Die Metapher des Motorbootfahrens
Blind für Seitenwinde – am Bekannten festhalten

Paul liebt es Motorboot zu fahren. Als Hobbyfahrer hat er das Wissen, die Fähigkeit und Befugnis ein Leihboot nach einem festgelegten Kartenkurs zu steuern. Hochmotiviert und exakt steuert er das Leihboot nach der Gradzahl der festgelegten Richtung. Paul wundert sich, dass er woanders herauskommt, als er beabsichtigt hat. Er ist an seinem Zielort vorbeigefahren. Wie konnte das passieren?
Paul war blind für die orthogonal wirkenden Winde bzw. Strömungen, die zu einem anderen realen Kurs führten, als der zuvor auf der Karte geplante Kurs. Dieser geplante Kurs wurde von Paul haargenau orientiert an der Gradzahl umgesetzt.
Das Festhalten an bestimmten Abläufen, Einstellungen, Kontrollparametern, Sichtweisen und auch Intuition kann bei nicht erkannten „Seitenwinden“ zu unerwünschten Ergebnissen führen, die sich negativ auf die Lebensqualität und den Unternehmenserfolg auswirken können. Das fatale an dieser Situation ist, dass sobald es erste Anzeichen gibt, dass irgendwie etwas schief läuft, immer mehr und fester an dem festgehalten wird, was zuvor sonst funktioniert hat.
Das was Paul bei dieser ersten Ausfahrt passiert ist, entspricht seiner aktuellen Lebenssituation. Er arbeitet viel und hart, wie seit Jahren gewohnt, für das Ziel, sein eigenes Traumboot zu kaufen. Er ist hochmotiviert und bemerkt dabei nicht, das er sich weder Zeit für sich noch für seine Freunde nimmt. Paul ist oft krank und seine Freude hat er schon lange nicht mehr gesehen. Er betreibt Raubbau mit sich selbst. Wird Paul es überhaupt noch erleben, sich sein eigenes Traumboot zu kaufen? Dank orthogonaler Kompetenz gibt es am Ende ein Happy End …
Gegen Seitenwinde arbeiten – klassisches Management

Mit der Erfahrung von orthogonal wirkenden Kräften ergänzt Paul, der Motorbootfahrer, bewusst bei seiner nächsten Bootsfahrt seinen Kartenkurs durch dynamisches Peilen auf das beabsichtigte Ziel. Er hatte mit dem – lange zuvor gebuchten – Bootsverleih Termin einen guten Tag erwischt. Zum einen hatte er eine gute weite Sicht, zum anderen waren die orthogonal wirkenden Kräfte leicht zu überwinden, so konnte er gegen zuvor Unbekanntes gegenlenken und sich auf Kurs halten. Paul konnte auf Sicht das Boot zu seinem Ziel steuern, ein Navigieren nach Gradzahl war überflüssig. Das dynamische Peilen kann die Lebensqualität und den Unternehmenserfolg erhöhen, muss es aber nicht. Denn, wenn Seitenwinde ein Ziel unerreichbar machen und übermotiviert verfolgt werden, wird kräfteraubend gegen Windmühlen gekämpft.
Paul als Mensch ist sich seinen gesundheitlichen Problemen bewusst geworden. Er nimmt nun Medizin, um möglichst schnell seine Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen. Sein Ziel ein teures Motorboot zu kaufen, stellt er nicht in Frage.
Klassisches Management orientiert sich am Erreichen von selbst gesetzten Zielen. Da ein festgelegtes Ziel auf Wissen und vergangene Erfahrungen aufbaut, sind unerwartete Änderungen nicht mit berücksichtigt. Änderungen werden als Seitenwinde erkannt und es wird gegengesteuert, so lange wie möglich. Die Frage, ob überhaupt noch das Ziel zu den Änderungen passt, wird zu oft zu spät gestellt.
Seitenwinde nutzen – agile Herangehensweisen

Im Gegensatz zum Peilen wird beim „Seitenwind nutzen“ nicht gegen die Seitenwinde gearbeitet, sondern der Wind wird bewusst genutzt. Paul ist sich vieler Dinge bewusst geworden. Er bewertet seine Absichten im Kontext der aktuellen Wetterverhältnisse. Ist der Seitenwind so stark, dass er sein ursprüngliches Ziel nicht erreichen kann, ändert er sein Vorhaben. Er kann seine Fahrt in Richtung des Seitenwindes fortsetzen und sich an einem persönlichen Geschwindigkeitsrekord erfreuen. Die Gunst der Stunde zu erkennen, ist die Fähigkeit die Geschenke, die uns auf unserem Lebensweg unerwartet angeboten werden, zu erkennen und zu nutzen.
Paul hat vom Motorbootfahren fürs Leben gelernt. Die Arbeit stresst ihn und frisst seine Gesundheit auf. Dagegen macht ihm das Motorbootfahren super viel Spaß. Dank seines Kohärenzsinns ist ihm bewusst geworden, dass ihn das harte Arbeiten, nicht glücklich macht und sogar krank. Er verwandelt sein Ziel ein Motorboot zu kaufen, in die Absicht nachhaltig gesund zu werden und nach Wegen zu suchen, wie er zeitnah mehr und kostengünstiger Motorboot fahren kann.
Wer seine Lebensqualität als auch den Unternehmenserfolg hoch halten möchte, bezieht bewusst zuvor unbekannte Seitenwinde in seine Absichten ein. Dabei hilft der Kohärenzsinn auf der Suche nach dem passenden Verhältnis aus Absicht und dem Grad der Nutzung von Seitenwinden. Agile Herangehensweisen balancieren Absicht und aus dem Nichtwissen kommende Wirkungen.
Agile Herangehensweisen sind jedoch an die Reflexions-Qualität als auch an die Reflexions-Kapazität gebunden.
Wirkrichtung Rückenwind ermöglichen und nutzen – orthogonale Kompetenz

Paul öffnet sich für noch unbekannte und vor allem von ihm unabhängige (orthogonal liegende) Ideen, Lösungen, Wirkungen, die in Richtung seiner Absichten gehen. Eine Absicht ist mehr Motorboot zu fahren. Er handelt orthogonal, in dem er sich aktiv als buchbarer Motorbootskipper anbietet und eröffnet sich damit den Raum der Möglichkeiten. So können ihm unbekannte Ideen zu ihm finden. Im übertragenen Sinne ermöglicht er Rückenwinde. Aus dem Nichtwissen tauchen Auftragsarten auf, auf die er selbst nie gekommen wäre. Nach und nach fährt Paul immer mehr Motorboot. Er wird gebucht für Schiffsüberführungen, Testfahrten, Reklamefahrten und als Skipper für spezielle Boote für Hochzeitspaare, Taucher, Forscher, Angler und Gleitschirmflieger.

Die Verbundenheit von Paul mit sich selbst und seinem Umfeld ist signifikant gestiegen und damit seine Lebensqualität.
Auf der einen Seite reduziert orthogonale Kompetenz die aus dem Nichtwissen wirkenden Seitenwinde durch Änderung der Absicht. Der Druck der aus dem Ziel nach einem Traummotorboot entstand, wurde Paul im ersten Schritt bewusst. Im zweiten Schritt arbeitet er mit Medizin gegen diese Seitenwinde, um dann mit der Änderung seiner Absicht, die Wirkkraft des Seitenwindes zu eliminieren. Es handelt sich dabei um die orthogonale Strategie des Entkoppelns.
Auf der anderen Seite wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Rückenwinde entstehen und genutzt werden können. Paul bietet sich proaktiv als Motorbootskipper an, so dass ihm nun Angebote gemacht werden können, nach denen er selbst nicht gesucht hat. Er durfte so erfahren, dass es sogar Motorboote gibt, die er lieber fährt, als sein ursprüngliches Ziel-Traumboot. Es handelt sich dabei um die orthogonale Strategie des Ermöglichens von zuvor unbekannten, aber passenden Lösungen. Es gibt weitere Varianten …

Beide Seiten zusammen genommen, kann orthogonale Kompetenz vereinfacht als ein Segeln gesehen werden, das Seitenwinde in die Wirkrichtung von Rückenwinden zu drehen vermag, dass heißt in die Richtung der Absicht. Dabei wird unsere größte Ressource Nichtwissen durch orthogonale Strategien für mehr Lebensqualität bzw. nachhaltigen Unternehmenserfolg nutzbar gemacht. Wie das genau geht erfahren Sie in den Workshops.