Den Krieg in der Ukraine hacken

Mich schmerzt es zu hören, wie flüchtende Familien an der ukrainische Grenze von ihren gerade volljährig gewordenen Söhnen getrennt werden. Weder die Familie, noch diese jungen Männer möchten anderen Gewalt antun, doch sie werden gezwungen, da zu bleiben und werden in die Kriegsmaschinerie eingebunden und müssen …

Ich kann mir vorstellen, dass es junge Russen gibt, die durch fehlende Alternativen zum Militär gegangen sind und sich nun in einer Maschinerie befinden, die sie zwingt zu töten. Ist es nicht verrückt, dass Politiker junge Männer in den Krieg führen?

„Stell Dir vor es ist Krieg und geht keiner hin“

Was muss geschehen, damit der bekannte Spruch „Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“ Realität werden kann? Zum einem Bedarf es orthogonale Selbstführung, zum anderen orthogonale Alternativen zu der Kriegsmaschinerie.  

Eine Maschine hat kein Bewusstsein, der Mensch schon. Nur der Mensch kann spüren, wenn seine Bedürfnisse durch die Kriegsmaschinerie in der er sich befindet übergangen werden. Wer das bewusst erkennt und aktiv nach neuen Handlungsalternativen sucht, die seine Bedürfnisse besser befrieden, hat sich geöffnet, sich selbst aus den Leid verursachenden Denk- und Handlungsmustern zu führen. Dieser wache Soldat kann diese Kriegsmaschinerie nur dann verlassen wenn er reale Alternativen vorfindet. 

Als ich jung war, hatte ich das Glück zwischen Zivildienst und Wehrdienst zu wählen. Dadurch, dass ich mich für den Zivildienst entschieden habe, habe ich verhindert, dass ich in eine Kriegsmaschinerie einberufen werden kann. Ich hatte das Bewusstsein, dass ich meine Bedürfnisse gerechter lebe, wenn ich anderen Menschen helfe, als durch Befehl und Gehorsamkeit zu einem gefühllosen Zahnrad trainiert zu werden, um so – wenn es gerade jemand für richtig hält – andere Menschen töten zu können. 

Orthogonale Selbstführung macht wach, gegen die eigenen Bedürfnisse geführt zu werden, egal ob im Krieg oder im Frieden. Orthogonale Gesellschaftsführung vergrößert die Wahlmöglichkeit, so dass wache Menschen frei mit ihren Füßen abstimmen können, in welcher Kommune, Organisation, Firma bzw. Freundeskreis sie die eigenen Bedürfnisse am besten befrieden können. 

Ich finde, die Soldaten, die aus einer rollenden Kriegsmaschinerie aussteigen wollen, sollten wir Zuflucht geben und als Helden feiern. Vielleicht braucht es nur ein paar fehlende Zahnräder auf beiden Seiten, um einen Krieg zu hacken. 

Ich bin gespannt auf die Kommentare, was Sie von dieser Idee halten.

4 Antworten auf „Den Krieg in der Ukraine hacken“

  1. Ich glaube auch, dass wache Menschen den Mut aufbringen müssen, mehr mit den Füßen abzustimmen. Sie müssen sich selbst von dem Joch, dem sie unbewusst ausgesetzt sind, befreien wollen. Es braucht Mut und Wagnis, sich aufs Spiel zu setzen und den Kassandrarufen nicht weiter zu folgen.

    Man hat sich vor dem Krieg verschiedentlich besprochen. Doch ein echter Dialog kam nicht zustande. Von Zuhören war auf beiden Seiten keine Rede. Putin konnte es nicht und der Westen wollte es nicht.

    Beide Seiten pochten auf die Richtigkeit ihrer Position. Die eine begann den Krieg und die andere konterte mit einem 100 Mrd. Euro schweren Programm für Kriegstechnik. Beide Seiten konnten wieder mal nur in ihren Feldern der Unfähigkeit tätig werden.

    Nur der Dialog birgt die Chance, dass wir weiterkommen.

    1. Wenn Dialoge (integrative Führung) scheitern gibt es zwei Alternativen:
      a) die autokratische Führung, die wir gerade erleben
      b) die im Beitrag vorgeschlagene orthogonale Selbstführung und orthogonale Gesellschaftsführung

  2. Wir müssen menschliches Handeln und unsere Entscheidungen immer auch als Produkt des Feldes begreifen, in dem wir uns befinden. Niemand entscheidet und handelt losgelöst von dem Feld, das die Qualität der Konversation bestimmt. Die Qualität der Konversation wiederum hängt maßgeblich davon ab, was man sagen kann, ohne sich in Gefahr zu bringen. Aus der Konversation und der eigenen Erfahrung entwickelt sich für jeden von uns das, was „wahr“ und geboten (imperativ) ist. Es gab einen Versuch, bei dem junge Männer in der Ausbildung zu kirchlichen Priester mit dem Auftrag, ganz „dringend“ zu einer Veranstaltung zu kommen, an einer hilfsbedürftigen Person vorbeigeleitet wurden. Nur ein erschreckend kleiner Prozentsatz der Versuchspersonen gab der Hilfeleistung Vorrang und nahm in Kauf, zu spät zu kommen. Die meisten gehorchten dem Feld. Ein Feld zu kultivieren ist eine Aufgabe von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Ich spüre einen sehnlichen Wunsch nach Hacks, um die Situation zum Besseren zu wenden, befürchte aber, das Feld lässt sich jetzt nicht auf die Schnelle umkrempeln, so sehr wir uns das alle wünschen. Orthogonale Selbstführung oder Gesellschaftsführung in Russland, wie stellst du dir das vor? Da müssen wir doch in Jahrzehnten denken. Ich denke, das Beste, was wir alle JETZT tun können, ist Geld in alle Kanäle pumpen, die humanitäre Hilfe leisten, russischen Deserteuren einen Ausweg anbieten und den Mut haben, in Russland für die Demokratie und die Wahrheit aufzustehen. Eine Seite, die dazu informiert, ist z. B. https://taz.de/Spenden-Liste-fuer-die-Ukraine/!5838914/ . Oder selbst humanitäre Hilfe leisten, indem wir z. B. Flüchtlinge aufnehmen.

    1. Danke, für Deinen Kommentar. Wir sind uns einer Meinung über die Wirkung des Feldes. Die Entwicklung eines Feldes braucht Zeit, da gehe ich auch mit.

      Der Hack besteht in dem Angebot von ALTERNATIVEN LEBENSMÖGLICHKEITEN, so dass ein erwachter Soldat, die FREIHEIT hat, die aktuelle Kriegssituation direkt zu verlassen.

      Im Grunde ist es das was Flüchtlinge machen. Sie verlassen ihren aktuellen Lebensraum und suchen einen anderen Lebensraum auf, mit der Hoffnung, dass dieser Wechsel eine Verbesserung für sie darstellt.

      Die Frage ist, welche Lebensalternative muss angeboten werden, dass so viele Soldaten ihre aktuelle Kriegssituation verlassen, so dass die Kriegsmaschinerie zum Stehen kommt. Je früher diese Idee ernsthaft im internationalen Kontext umgesetzt wird, desto mehr Leiden kann verhindert werden.
      Ja, das ist groß gedacht.

      Ja, direkte Hilfe, um aktuelles Leiden zu MINDERN, ist jetzt dran und gleichzeitig halte ich es für wichtig auch Ansätze zu verflogen, die direkt die Entstehung von Leiden VERHINDERN.

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